Aus aktuellem Anlass und hohem Beglückheitsgrad (schlüüüürf...) muss ich leider diesem Eintrag einen prioritären Vorrang gewähren.
Nachdem ich dieser Tage im Flieger in einer Klatsch-Frauenzeitschrift über das gesunde Leben einiger Japaner auf einer bestimmten kleinen abgelegenen Insel gelesen habe, die einem ans Herz gelegt hat vor jeder Mahlzeit (sowohl als gesundheitlichen als auch figurtechnischen Gründen, um das Hungergefühl während der eigentlichen Mahlzeit zu unterdrücken) eine Schüssel Misosuppe zu essen und diese immer auf Vorrat im Kühlschrank zu haben, überkam mich (wie so oft) das dringende Bedürfnis eine Misosuppe, wie bei meinem Lieblingssushijapaner, selbst zu kochen. Schließlich ist Misosuppe ein japanisches Nationalgericht, das man doch in seinem Kochrepertoire besitzen sollte.
Nun, auf der Suche nach einem Rezept gelangt man zunächst an diverse Hindernisse: Benötigt wird ein sogenanntes "Dashi-Pulver". Nach weiterführender Google-Suche eine Art Fischfond, der sich mit braunem Seetang (kombu) und Thunfischflocken (katsuo) herstellen lässt. Mein Lieblingsjapaner verwendet als Suppeneinlage immer Algen, aber waren diese denn dann schon Bestandteil des Dashi?!? Weitere Suche ergab, dass sowohl die Japaner, als auch die japanisch kochenden Europäer ein Instant-Produkt bevorzugen, das sich fertig im Asialaden erstehen lässt. Diese Erkenntnis kam jedoch nach meinem gestrigen Besuch im Asialaden meines Vertrauens, es hätte mich sowieso überfordert es zu finden. Für mich sind Asialäden eine Art Food-Bermuda-Dreieck, bei dem man in der Menge der unausprechbar und unlesbar deklarierten faszinierenden Konserven und Tütchen, die einen anstarren und "Kauf mich, probier mich aus!", versinkt und sich mühevoll mit einer Tüte voller Zutaten, deren Existenz man sich nicht bewusst war und von denen man noch nichteinmal weiß, was es sein soll, herausarbeitet.
Eeerrm...naja, jedenfalls ist die essentiellste Zutat einer Misosuppe (wen wunderts...) die Misopaste. Misopaste lässt sich im Asialaden in roter oder weißer Ausführung finden (oder eben nicht). Für die klassische Misosuppe wird meistens jedoch die weiße Paste verwendet. Misopaste wird aus vergorenen Sojabohnen hergestellt. Die weiße ist dabei die etwas mildere Variante.
Neben diesen Grundzutaten für die Brühe lassen sich die Einlagen recht frei gestalten. Meine beliebteste Variante ist die mit Tofu und Algen. Gründliches Googlen hat mich erleuchtet und mir gezeigt, dass es sich dabei um Wakame Algen handelt, eine Art Braunalge, die mir jedoch sehr gut schmeckt und das Highlight meiner Misosuppe ist. Der Asialaden hat mich jedoch mit getrockeneten Hijiki-Braunalgen wieder ausgespuckt, die (nach weiterer Google-Suche) von vielen Staaten als nicht verzehrbar und sehr arsenhaltig eingestuft worden. Hat ja super geklappt.
Eine weitere Einlage, die für mich zur Misosuppe gehört, ist japanischer Seidentofu. Diesen habe ich sogar im Asialaden auf Anhieb finden können.
Nach kurzem Briefing, nun also zu meinem überaus gelungenem Rezept für Misosuppe, die fast wie bei meinem Lieblingsjapaner schmeckt! Auch ohne die essentiellen Zutaten...
Japanische Misosuppe ( oder Misoramen...)
Als Dashi-Fond-Alternative habe ich knappe zwei Liter Wasser mit 2,5 (also wenig Brühe auf viel Wasser!) gehäuften TL Knorr Granula Gemüsebrühe aufgekocht und etwa zwei EL Fischsauce dazugegegeben. Für eine vollständig vegetarische Variante eignet sich die Nutzung von Dash-Brühenpulver sowieso nicht und auch die Fisch-Sauce kann weggelassen werden. Von dieser habe ich etwas in ein Schüsselchen abgegeossen, in die ich etwa 9 EL meiner Misopaste hereingequetscht und mit einer Gabel aufgelöst habe. Würde man die Misopaste direkt in die Brühe geben, hätte man mit zahlreichen Klümpchen zu kämpfen. Die Misolösung habe ich dann wieder in die Brühe gegeben. Wichtig ist, dass die Suppe nun nicht mehr aufgekocht wird, da die Misopaste gravierend an Geschmack verliert!
Mangels Algeneinlage habe ich eine Handvoll eingefrorene Sojasprossen und Möhren (schöner, gerade fürs Stäbchenessen, wären allerdings frische Julienne-Möhrchen) in die Brühe gegeben und kurz mitsimmern lassen. Ein Stück Seidentofu habe ich kurz vorher in Würfel geschnitten und einige Zeit mit etwas Sojasauce und Fischsauce eingelegt und nen ebenfalls dazu gegeben. Abschließend kommen frische Frühlingszwiebel auf die Suppe oder in den Suppenteller. Eine weitere sehr beliebte Einlage sind außerdem Shitaki Pilze, aber der Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Der Besuch der Düsseldorfer Japanmeile mit Abschluss in einem sehr authentischen japanischen Ramen-Restaurant hat mir ebenfalls gezeigt, dass Ramen auch auf der Grundlage einer Misosuppe basieren kann. Aus spontanem Ramenbedürfnis habe ich also eine Handvoll Ramennudeln für fünf Minuten in den Tupperware Nudelmeister in der Mikrowelle gegart, abgegossen und als weitere Einlage verwendet, die die Suppe gleich zum gesunden Hauptgericht aufwertet.